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Künstler Apr/Mai/Juni 12


Johnny Cash

Er wollte nur kurz auf die Toilette und kaufte sich ein Getränk in einer einsamen Gegend an
einer Strasse in Florida. Der Wirt soll ihm kurz gesagt haben, das es nicht oft vorkommt,
dass ein Prominenter seinen Gastraum betritt. „Seihen sie froh“, soll Cash geantwortet haben
und schon war er weg.


Johnny (J.R. nach John und Ray – Raymond war der Name seines Vaters) Cash wurde am
26.02.1932 in Kingsland, Arkansas geboren, aber als er 3 Jahre war zog seine mittellose
Familie nach Dyess, Arkansas. Dort bekamen arme Farmer unter Präsident Roosevelt Land
und Farm günstig zur Verfügung gestellt. Der kleine J.R. arbeitete schon mit 6 Jahren auf den
Baumwollfeldern und sein größerer Bruder Jack war sein Vorbild. Jacks Hobby war die Bibel und
Johnnys Hobby Lieder. Er hörte sie noch abends, wenn er müde vom Feld kam, die alten Gospel
und Countrysongs. Und je später es wurde, desto leiser stellte er das Radio im Wohnzimmer.

Die Cashs waren eine fromme Landfamilie und das Evangelium (Gospel) von Jesus Christus
spielte schon früh auch bei den Kindern eine wichtige Rolle. Im Alter von 14 Jahren (Mai 1944)
starb sein Bruder Jack nach einem Unfall mit einer Kreissäge. Für John brach eine Welt zusammen.
Es war ein so großer Einschnitt, das ihn dieser Verlust sein ganzes Leben begleitete.


Mit 10 Jahren hatte ihm seine Mutter Carrie eine Gitarre geschenkt und er erhielt auch einige
Gesangsstunden. Im Mai 1950 hatte er anlässlich einer Abschlussfeier auf der Highschool
seinen ersten Soloauftritt als Sänger. Nach der Schule arbeitete er zuerst am Fließband
bei den Fisher-Automobilwerken in Pontiac, sowie in einer Margarinefabrik in Texas.


Dann ging er zur Air Force, wo er seinen Namen in John R. änderte, weil die Armee Initialen
als Vornahmen nicht akzeptierte. Er wurde 1951 in Landsberg am Lech (Bayern) stationiert.
Dort gründete John R. seine erste Band die „Landsberg Barbarians“ und schrieb den „Folsom
Prison Blues“, nachdem er den Film „Inside the walls of Folsom Prison“ gesehen hatte. Nach
seiner Aussage entfernte er sich auch immer weiter von seiner christlich religiösen Erziehung.

Nach der Armee 1954 zog er nach Memphis Tennessee und heiratete Vivian Liberto;
die er1951 in San Antonio kennen gelernt hatte. Aus dieser Ehe stammen 4 Töchter.
Rosanna Cash, 1955 geboren, ist selbst eine bekannte Countrysängerin.






Damit er seine Familie ernähren konnte, jobbte er u.a. als Vertreter und ging von Haus zu
Haus, aber nach seiner eigenen Aussage mit mäßigem Erfolg. Abends spielte er mit seinen
Freunden, dem Gitarristen Luther Perkins und dem Bassisten Marshall Grant (Tennessee Two)
in verschiedenen Clubs in Memphis. Es entstand durch Luthers Gitarrespiel und
einem Papier hinter den Saiten von Cashs Gitarre der typische „Boom-Chicka-Boom“
Sound. Der stampfende Sound ähnlich eines fahrenden Güterzugs.
Luther Perkins soll einmal, nachdem man ihn wegen seines einfachen Gitarrespiels
kritisiert hatte, gesagt haben, das andere Gitarristen noch nach ihrem eigenen Stil suchen
würden, er hätte ihn schon gefunden.

Viel später (1960) kam noch den Schlagzeuger W.S. Holland hinzu (Tennessee Three)


Schließlich stellte sich Cash dem Produzenten Sam Phillips (Sun Records) vor,
der ihn bei seinem relativ kleinen Label unter Vertrag nahm. Phillips wollte aber keine
Gospelsongs aufnehmen, was Johnny nicht sehr behagte, und darum ging er 1958, nachdem
er mit seiner Familie nach Kalifornien gezogen war, zu Columbia.
Seine erste Single bei Sun Records „Hey Porter / Cry! Cry! Cry!“ erschien 1955 und
erreichte Platz 14 der Billboard Country Songs. Im August 1955 hatte Cash seinen ersten
Auftritt im Vorprogramm von Elvis Presley, der auch bei „Sun“ war.


Es ging stetig bergauf und nach „Folsom Prison Blues“ (Teile des Textes hatte er geklaut
und musste dafür einen Ausgleich von 75000 Dollar zahlen) und „I walk the Line“ (1956
Platz 1 der Country Charts), war er schon so bekannt, dass kaum Zeit für seine Familie blieb.


Nach eigener Aussage nahm er seine erste Benzedrintablette 1957 nach einer Tour mit
dem Musikern Faron Young und Ferlin Husky. Danach griff er immer wieder zu Alkohol,
Amphetaminen und Barbituraten. Später brach Cash immer wieder zusammen und durch
Auftrittsabsagen gerieten Geschäftspartner in den Ruin. Siebenmal kam er

kurzzeitig ins Gefängnis. Im Juni 1965 verursachte ein defekter Auspuff seines Wohn-

mobils im Los-Padres-Nationalpark ein Großfeuer, dass 205 Hektar Wald vernichtete
und im Oktober 1965 wollte er über 1000 Amphetamintabletten in seinem Gitarrenkoffer

von Mexiko in die USA schmuggeln. Seine Tablettensucht war auf dem Höhepunkt ange-
kommen. Gewaltausbrüche auf der Bühne folgten und es kam zur Scheidung von Vivian.






Aber der musikalische Erfolg war ihm treu geblieben. Bekannte Songs: „Don`t take your
guns to town“ (1958 Nr.1 Hit), „Five Feet High and Rising” (1959 Lied über das Mississippi-
Hochwasser, das in den 30ern fast das Haus der Cashs in Arkansas zerstörte), „Ring of Fire“
(1963 von Merle Kilgore und June Carter geschrieben, die Johnny schon 1956 hinter der
Bühne der Grant Ole Opry kennengelernt hatte).

1964 „Ballad of Ira Hayes“ (Hymne an indianische Kriegshelden).


Nachdem Johnny Cash 1967 mehrere Tage nicht gegessen und geschlafen hatte, zog er sich in
die Nickajack Höhle in der Nähe von Chattanooga zurück und legte sich dort hin um zu
sterben. Aber irgendwie wurde ihm klar, dass er seinen Todeszeitpunkt nicht selbst
bestimmen konnte. June Carter und ihre Eltern standen ihm bei und er schöpfte wieder
Hoffnung durch den christlichen Glauben, nachdem er einen Entzug durchlebt hatte.
Am 1.November 1967 gab er an der Highschool von Hendersonville sein erstes Konzert
in nüchternem Zustand seit mehr als 10 Jahren.

Mit June Carter, Carl Perkins, den Statler Brothers und der Carter Family gab er am
13.Januar 1968 im Folsom State Prison ein Konzert und die Aufnahme davon kam auf Platz 1
der Country Album Charts. Sein Freund und Gitarrist Luther Perkins starb im August bei
einem Hausbrand und wurde durch Bob Wootton ersetzt. Der Erfolg von Folsom Prison wurde
nur noch von „At San Quentin“ (1969) mit der Nr.1 Single „A boy named Sue“; übertroffen.





Nachdem June Carter sich lange geweigert, ihn wegen seiner Abhängigkeit zu heiraten,
nahm sie seinen Heiratsantrag am 22.Febr.1968 auf der Bühne in Ontario, Kanada, an.
Am 5.Dezember spielten sie vor 21000 Zuschauern im „Madison Square Garden“ in
New York. Das Livealbum wurde erst 2002 veröffentlicht. Am 3.März 1970 wurde
John Carter Cash, ihr einziges Kind geboren. Ab 1969 hatte John seine eigene TV Show
beim Sender ABC. Gäste waren u.a. Neil Young und Bob Dylan, mit dem er befreundet war.
Der 1971 veröffentlichte Song „Man in Black“ war die achte und zugleich letzte Nr.1
Platzierung zu seinen Lebzeiten. 1973, mitten in der Zeit der Jesusbewegung in den USA,
erschien das Doppelalbum zum gleichnamigen Film „Gospelroad“. Der Film und das
Album wurden aber nicht so bekannt wie erhofft, obwohl dort einige schöne Songs zu
finden sind. Ab Mitte der 70 er wurde es leiser um Johnny Cash. Der große Erfolg ebbte ab.



June und John


Cash gehörte mit seiner rebellischen Art und seinen Liedern über Strafanstalten und
Revolverhelden seit Ende der 60er Jahre zu den Wegbereitern der Outlaw Bewegung,
die sich gegen den glatten Country-Musikstil wendete. Jetzt wurde dieser Stil aber mehr
und mehr gefragt. Erst als er mit Waylon Jennings, Willie Nelson und Kris Krstofferson
1985 „The Highwaymen“ gründete, erreichte der Titelsong wieder Platz 1 der Country Charts.
1986 erschien Cashs einziger Roman „Man in White“. Das Buch schildert seine Umkehr
zu Jesus Christus. Doch auch später hatte er immer wieder Schwierigkeiten mit Drogen,
aber er geriet nie wieder in den Sumpf der früheren Jahre, trotz krankheitsbedingter starker
Schickschalsschläge.


1992 wurde Johnny Cash in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen.



legendäre Aufnahmen mit Produzent Rick Rubin


1994 bot ihm der Hip Hop und Metalproduzent Rick Rubin einen Plattenvertrag an.
Sie probierten verschiedene Aufnahmearten aus und entschieden sich dann für eine
minimalistische Variante, nur mit Gitarre. Die CD „American Recordings“ wurde ein
Riesenerfolg. Und auch die Nachfolger, die zum größten Teil in „Cashs Cabin“, einem
Tonstudio auf seinem Grundstück mit seinem Sohn aufgenommen wurden, waren Erfolge.
Der deutsche Sänger Gunter Gabriel erinnert sich bei Besuchen und Aufnahmen in
Cashs Haus an Tischgebete und das auch im Studio die Bibel offen mit angestrichenen
Bibelversen lag.


“American IV: The Man Comes Around“(2002) was sein letztes Album zu seinen Lebzeiten.
Am 15.Mai 2003 starb June im Alter von 73 Jahren. Sie waren 35 Jahre verheiratet.
Am 11. Sept.2003 telefonierte Rick Rubin zum letzten mal mit ihm, um ihm mitzuteilen,
dass er die Abmischung für die CD Box „Unearthed“ schicken würde. Johnny Cash konnte
sie sich nicht mehr anhören. Er starb am nächsten Tag, am 12.Sept.2003. Er wurde neben
June in der Nähe seines Wohnhauses in Hendersonville (Tennessee) beerdigt.



Auf der Grabplatte steht ein Bibelvers aus Psalm 19: „Lass die Worte meines Mundes und
das Sinnen meines Herzens wohlgefällig sein vor dir, oh Herr, meine Kraft und mein Erlöser“.








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